Friday, July 28, 2006

Boston-Tagebuch oder "Fragen an Richard" 24.juli 2006, letzter tag

24.7.

entspannt der heimreise entgegengehen. ein wenig bewegen vor der großen bewegungslosigkeit.
noch vor dem frühstück noch mal schnell zu richard, der mich eingeladen hat in seine wifi cloud. noch ein letztes mal posten und nach den mails schauen. auf der gurney street portraitiert eine malerin das nachbarhaus auf die staffelei. ehrfürchtig bitte ich um fotoerlaubnis und erhalte sie: you´re welcome.
richard hängt an seinem kaffeebecher und cynthia ist schon weg. ich darf in die küche. ich bin schnell fertig und richard meint, dass er uns zum harvard square begleiten wird, weil er dort zu tun hat. die abschiede mehren sich. ich eile die huron avenue zurück zum letzten frühstück bei monique. wir zahlen ihr 190 usd für die 2 nächte und schenken ihr einen englischen bill bryson. er wird sie nicht überraschen, weil sie das amerikanertum nicht verherrlicht, aber hoffentlich amüsieren. im zimmer tragen wir uns in ihr gästebuch ein. sie hat öfter gäste, die ihre kinder in harvard besuchen kommen, aber auch touristen aus aller welt, die sich artig bedanken. den mann von monique haben wir nie gesehen, nur gehört, wie er mit mächtigen schritten über unser zimmer hinwegschritt, dass die wände wackeln. natürlich fragt sich mein kriminalistisches ich, ob sie ihren mann vielleicht nur vortäuscht und er irgendwo in einem der zahlreichen anbauten ein mumifiziertes dasein fristet, nachdem er irgendwie um´s leben kam. als hobby-ornithologe verunglückt man nun mal leicht, fällt vom baum, kollidiert mit schweren vögeln oder wird von herabfallenden ziegeln erschlagen.
vielleicht verunglückte er auch bei flugversuchen mit naturfederflügeln.
es klingelt und vor der tür steht ein riese. es stellt sich heraus, dass er fbi-beamter ist und nach der leiche von mr.spalding sucht. uns wird flau.
doch es ist schließlich nur der typ vom klimaanlagenservice, ein texaner, der uns von oktoberfesten der deutschstämmigen in seiner heimat erzählt. er schwitzt gewaltig, bäche rinnen über sein gesicht in sein hemd hinein. er reisst die alte klimaanlage aus der wand und wuchtet sie aus der wohnung. jetzt schwitzt er noch mehr, er der die anderen kühlt.

jutta besorgt sich noch einen richtigen kaffee, ecke concord avenue, während franzi und ich auf der kleinen bank an der bushaltestelle warten. tatsächlich finden wir eine cloud und auch franzi kann noch mal mailen. ein paar wenige leute eilen geschäftig vorbei, kaufen sich pizza und es ist bereits Mittag.

wir entscheiden uns für eine runde freshpond park. jutta wartet auf einer bank im wäldchen. und vor dem wasserwerk sehen wir diesen typen näher kommen mit dem hütchen, den cargoshorts mit irre viel drin und dem fotoapparat. es ist wie am anfang. richard passiert uns fast, ohne uns zu bemerken. vermutlich hat ihn eine dragonfly abgelenkt. natürlich gibt es davon ein foto unter www.rlg.smugmug.com/keyword/hertel
und wieder wie am ersten foto: franzi und ich, denn jutta sitzt ja mit dem boston globe im park. wieder hat es einen mord gegeben an einer frau, die das grab ihres bruders besuchte, wieder in mattapan, wenn ich mich recht entsinne.
wir kaufen uns pizzaschnitten beim italiener, frischen salat und kalte getränke und setzen uns damit in monique´s märchenwald. da stehen ein paar stühle wie unsere und es ist wunderschön unter den alten bäumen.
wir haben kaum noch zeit, denn unser bus geht punkt zwei.
koffer packen im mittlerweile durch das neue klimagerät tiefgekühlten zimmer und schon steht richard vor der tür. an den sperren zur red line verabschieden wir uns zum elften mal und richard besteht auf ein letztes shooting: hertelfamily vor der sperre, durch die sperre und dahinter sich entfernend.
die fahrt mit der silver line, die als einzige den unglückstunnel befahren darf ist noch mal ein wenig aufregend, amerikanisch. ein polizeiauto fährt mit lichtzauber vor uns, um die geister der tunneldecke milde zu stimmen. blicke wechseln unter den passagieren, wird er halten?
er hält und wir sind am airport, wo es sich bei american airlines gewaltig staut. noch ein letztes mal in diesen laufstall hin und her und hin und wehe da versucht einer abzukürzen.
überpünktlich knapp vor der geplanten zeit hebt die boeing 777 ab und zeigt uns die stadt und den hafen im goldenen abendlicht. hinein in die nacht und good bye.

und leser, der du nach anhaltspunkten suchst, dieses land zu verstehen, vergiss nicht die drei „g“ die das land in der kralle halten:

god haben die demokraten nicht
gays dürfen bei den demokraten heiraten
guns wollen die demokraten uns wegnehmen


und wer es wirklich wissen will, lese:

Bill Bryson
„Streiflichter aus Amerika“
Goldmann-Verlag

T.C. Boyle
„Worlds End“

http://www.badastronomy.com/bad/tv/foxapollo.html
über die mondlandung



und noch vieles mehr. ein paar anregungen werden folgen, powered by richard.

anhang:
eine idee von jutta, unterschiede aufzulisten. was machen sie anders?

- man sieht keine wäsche draußen zum trocknen, sie trocknen im heissesten sommer im wäschetrockner
- nahezu jeder innenraum ist airconditioned und das beinhaltet auch hallen
- alles wird vorgeschrieben. überall ge- und verbote. im park soll man hello sagen und jeden grüßen
- hier bohrt niemand
- niemand geht zu fuß
- die chipstüten haben die größe unseres badezimmers und müssen mit einer leiter bestiegen und geöffnet werden
- die duschvorhänge sind doppelt, stofflich nach außen und plastik nach innen
- innenräume werden grundsätzlich nach außen versiegelt. man will weder irgendwelche viecher von da draußen noch irgendwelche natürlichen temperaturschwankungen noch allzu viel feuchtigkeit.
- vor jedem bett thront eine glotze
- busse haben ausstiege auf beiden seiten

2 comments:

ADL said...

Skunk sat on a stump.

Skunk stunk,

Stump stunk.

wernerhertel said...

thank you
oh bugger