Thursday, July 27, 2006

Boston-Tagebuch oder "Fragen an Richard" 19. bis 23. juli 2006

19.7.

freedom trail und shoppen, denn mir geht die kurze hose bei macy´s nicht aus dem kopf und jutta will zu h&m und franzi braucht noch geschenke.

nach ergiebigem fragen-an-richard-frühstück erreichen wir mit bus und u-bahn den beginn des trails. mittlerweile kennen wir uns gut aus und wenn wir so sitzen und amiquatschen und times lesen, dann hat das schon was vertrautes und untouristisches, eine art wir-leben-hier-gefühl stellt sich ein und das gefällt mir. dabei hilft uns natürlich sehr das private wohnen bei unseren gastgebern.
in der stadt ist es bei weitem nicht mehr so heiß und hin und wieder bläst ein frischer wind durch die straßen. wir nehmen das lernen nicht so ernst und franzi gibt uns sehr knappe hinweise bei den stationen des trails. auffallend die schmucklosigkeit der kirchen. ich verstehe, warum die amerikaner europas kirchen berennen. die sind soviel prächtiger. die allgegenwärtigkeit von paul revere nervt uns bereits, als wir etwas schlapp am quincy market eintreffen und ersteinmal was feines essen und kraft tanken für den nun etwas ausgiebigeren gehrest des trails über den hafen zur uss.constitution. wir genießen sehr little italy, so unwirklich mit dieser roten backsteinarchitektur und sonst 100%ig italienisch, trinken lavazza in einer kleinen bar. wir besuchen friedhöfe mit kleinen flachen grabsteinplatten mit deutlich lesbaren namen und entweder einem totenkopf, einem engelskopf oder einer urne mit weeping willow.
überhaupt ist die stimmung unserer familienreisegruppe heute die beste bisher. alle sind zufrieden zumeist interessiert, geradezu euphorisch. macht das die bewegung?
die leute scheinen das zu spüren und reagieren besonders aufmerksam. am ende kaufen wir in einem dunkin noch was zum frühstück ein und ich habe einen plausch mit der schwarzen kassiererin, die aus alabama stammt und manchmal herkommt zum arbeiten. sie sieht großartig aus, hat große, runde augen, die munter tanzen, wenn sie lebhaft schildert, wie fett und beschissen sie sich in alabama ernähren.
sie braucht abends gar nicht wegzugehen. ihr genügen ihr hotelzimmer, die aircondition und der fernseher. verdammt, wir sind bereits gefährlich amerikanisiert. inzwischen kommen jutta und franzi vom klo und wir verabschieden uns wie gute bekannte.


20.7.

bloggen und wir haben kein heading

wenn wir beginnen, englisch zu sprechen, dann ist das, als würden wir vom festen land auf eine schwankende hängebrücke hinausgehen. wir sind konzentriert und sehen bereits die andere seite, d.h. dass verstanden wird, was wir sagen. aber eine zeitlang ist da ungewissheit, ob sich unser gedanke auch wirklich von der einen auf die andere seite retten kann. und manchmal bleiben wir recht lange in der schwebe oder müssen gar zurückgehen und einen neuen anlauf nehmen, weil die andere seite gar nicht auftaucht.
je besser wir werden, desto kürzer wird die brücke. im idealzustand könnte man sie einrollen, weil da gar kein abgrund mehr ist. den zustand werden wir zwar nicht erreichen, aber die themen des gestrigen abends waren äußerst anspruchsvoll und das will heißen, um beim bild zu bleiben: der canyon, über den sich die brücke spannt, war gewaltig tief.
so ging es über die kennedys, wen sonst? diesmal um die beziehung jf und j, seine ausritte. es ging um die zweifel meiner tochter an der mondlandung, um anzeichen für intelligentes leben im all, sprich der dyson-ring und noch vielmehr. hin und wieder stürzten wir auch in die schlucht hinein oder hingen minutenlang in der schwebe, ohne weiterzukommen. ich will gar nicht auf die themen eingehen, es würde zuviel elektro-tinte kosten, noch mal alles durchzukauen, es ging mir um die hängebrücke und die freude, sie nutzen zu können mitsamt ihren abenteuern. nur das eine zur mondlandung: da wurde richard sehr engagiert, weil er selbst dabei sehr engagiert war. die gesamte steuerungstechnik, navigation wurde hier in cambridge entwickelt und er war dabei, kannte die leute. kennedy begann mit der raumfahrt und er stammte aus massachusetts, deshalb wurde alles hier entwickelt. als nach seiner ermordung johnson der texaner folgte, wanderte zumindest das kontrollzentrum in seine heimat: houston (wir haben ein problem) und dass die startrampe in florida steht, hat technische gründe (mehr schwung beim start, weil mehr drehmoment näher am äquator). franzi wurde am ende stiller über ihrem leeren jerry-eisbecher und stand dann auf. wir folgten alle, denn es war gegen mitternacht, diesmal ohne gewitter in angenehm frischer luft, fast kühl, während europa verglüht.

in new york ist vorgestern die gesamte infrastruktur zusammengebrochen, weil die klimaanlagen amok liefen. so blieben die metros stecken und die armen leute saßen in ihren stinkenden backöfen fest. wir hätten da drin sein können. der bürgermeister empfahl, die klimaanlagen runterzudrehen und ließ sie im rathaus teilweise ganz abstellen. nur, was machst du in einem land, dessen häuser versiegelt sind und die fenster nicht aufgehen?

ich lasse das vor-dem-frühstück-laufen mal weg, weil richard unbedingt einen neuen eintrag von mir sehen will, solange wir noch da sind. immer wieder schaut er mir tief in die augen und murmelt beschwörend: sie arbeitet für dich, diese riesenmaschine. du kontrollierst sie. gemeint ist dieses über den ganzen planeten verstreute rechnerungeheuer google, geschaffen, um sich eines tages selbständig zu machen und den spieß umzudrehen: lange genug habe ich EUCH gedient, nun seid IHR dran!

aber noch bestimme ich und blogge ein bisschen herum: fun for richard.
nebenbei finden wir im google meinen namen als mitmacher von „back to fucking cambridge“ in so einem hollywoodverzeichnis. so gestärkt, freut sich mein ego besonders auf diesen neuen tag in der neuen welt. erstmals ohne heading, denn für eine fahrt mit dem pendlerzug nach salem ist es einfach zu spät, tut jeder dies und das und alle sind zufrieden. machen wir einen schnappschuss und sehen wir wie jutta mit spiegelchen und utensilien nagelpflege betreibt, dabei sich coldplay vom mp3 player ins ohr ladend. sie sitzt auf der hübschen veranda auf der hollywoodschaukel ohne hollywood. franzi an meinem laptop mails lesend und beantwortend, und ich schnappschießend und mit der tageszeitung, die in wyoming einen boom erkennen will. so schleicht sich der vormittag dahin.
beim frühstück setzte uns richard heute 3 mal 4 muffins vor, einmal mit schokostückchen, einmal mit 3 sorten beeren und eine sorte mit rosinen gebeert und gefedert, direkt aus der gebeermutter aller muffinkinder dieser welt, deren weltweite muffia-organisation die polizei auf trab hält.

erst gegen Mittag wächat ein heading heran, dürftig und letzten urlaubstagen entsprechend: mit dem bus nach harvard square, im au bon pain einzukehren und anschließend ins fleet center, wo jutta die basketballhalle besichtigen will. wir genießen den square bereits ein bisschen wehmütig aber in vollen zügen. 3 jungs spielen fetzigen jazz und werden dafür zweimal von bullen belästigt.
mit der red line nach charles und von dort riverside zum fleetcenter. das sitzt oben auf dem nordbahnhof drauf und lässt sich von tausenden wuselnden pendlern den bauch kitzeln.
leider verlieren wir uns dort bei einer toilettenvisitation aufgrund ungenauer absprachen und mangelhafter logistik. ich sitze stur vorm bahnhof und beobachte den gesamten vorplatz, vermutend dass mich die ballgierigen mädels bereits richtung arena verlassen haben, während diese brav vorm klo warten und nur im bahnhof herumsuchen. das kostet mich extrem nerven und am liebsten möchte ich mit dem geld abhauen und die beiden sitzen lassen.
doch die gute fee greift ein und führt uns im allerletzten moment zusammen. nach einer kurzen prügelei geht es weiter.

leider sind halle und sportmuseum geschlossen und wir ziehen nach beacon hill, während sich ein dicker grauer nebel auf die stadt senkt und bereits die spitzen der höchsten gebäude verschluckt hat. es wird fast kühl, doch das tut der schönheit von beacon hill keinen abbruch. wir knien vor jeder weiteren roten backsteinzeile nieder, vor jedem glänzend polierten messingknauf an manchmal seltsam winzigen türchen, manchmal an prächtigen portalen. hübsche kleine shops mit uralt wirkenden schildern, ein maklerbüro mit diesen grünen schreibtischlampen, die wir aus filmen kennen. und ich beginne mit einer serie von fotografien der außenleitern, die die fassaden so wunderschön strukturieren, schwarze linien schräg über das gitterwerk des roten backsteins. wenige bewohner zeigen sich, wenige fußgänger und eine leichte melancholie weht um die zarten bäumchen in den straßen.
wir kommen langsam in die belebtere gegend, beacon hill street mit sehr originellen läden. endlich wieder traffic as usual. in einem ziemlich benutzt wirkenden starbucks rasten wir. in der zeitung lese ich über den mord in mattapan. das ist die eine endstation der red line. ein mann ist erschossen worden und die statistik zeigt, dass mattapan überhaupt ein heisses pflaster ist, in dem öfter mal geballert wird und das ist oft fatal, d.h. tödlich. ein mann sagt im interview, dass er seine kinder nicht auf die straße lässt und man vorsichtig sein muss, was man auf den straßen von mattapan sagt. wir beschließen, den stadtteil zu meiden. draussen steht eine alte bmw maschine an der ampel mit 2 bärtigen alten knackern drauf. ich warte, bis sie um die ecke verschwunden sind und esse den rest vom herrlichen espresso brownie auf. esst den, es lohnt sich! durch den boston common schlurfen wir zur park street und verschwinden in die erde.
nach diesem bescheidenen ausflug kehren wir zurück und treffen richard, der sich heute die haare zurückschneiden ließ aud die stufe knapp vor der glatze, zu hause an. wir beschließen, zu einem von ihm empfohlenen italiener zu gehen.
den ganzen weg dahin brabbeln franzi und richard in diesem englisch, netterweise beide in grauen kapuzensweatern und jutta und ich spielen ehepaar in schwarzen kapuzensweatern. es wird ein abend, der sich gewaschen hat, begleitet von gediegener italo-amerikanischer küche und der elenden mondlandungsdiskussion. ich zahle und fette mit dem hiesigen üppigen trinkgeld von 25% auf. richard meint, es könnte ja sein, dass wir wiedrérkommen und bis dahin sollten wir in guter erinnerung bleiben. auf dem rückweg dackeln jutta und ich wieder hinter den graukapuzlern her und irgendwo auf den letzten metern stellen wir uns vor, dass die beiden permanent quasselnden kapuzen nicht einmal merken würden, wenn wir gegen eine laterne rennen oder von einem truck geplättet oder von einem sniper abgeknallt von einer schlange gebissen von einem abstürzenden flugzeug getroffen würden. jutta muss davon so lachen dass ich fürchte, der vorigen liste totlachen zufügen zu müssen.
den abend krönt die daily-show oder wie die heißt mit einem bush-bashing der sonderklasse. ich weiss jetzt noch mehr, wo sich harald schmidt bedient hat.

übrigens gibt es hier den
national bring-your-daughter-to-work-day!
und weil wir zungenbrecher austauschten, sei hier richard´s beitrag erwähnt:

skunk sat on a stump
skunk stunk
stump stunk


und das bitte flitzeschnell !


21.7.

immer weniger heading, oh bugger, würde jack sparrow sagen.

der urlaub läuft aus und die letzten tage verlangen erholung, erstens um tonnen erlebtes zu verdauen und zweitend um luft zu holen für den wiedereintritt in die erdatmosphäre.

plötzlich rennen franzi und jutta zum bus, weil sie zum sportmuseum wollen. ich verpasse den abflug und gehe später
mit eigenem heading los. wir wollen uns beim quincy market um 3.30 pm treffen und da was essen. dort werde ich erfahren, dass die beiden 1 stunde auf den bus gewartet und später in der stadt waren als ich. richard wundert sich über die temporäre trennung der familie.

ich fahre zum m.i.t. und wandere die beiden brücken. am m.i.t.-ufer zur harvard bridge. die aussicht auf die stadt ist grandios, wenn auch dunstig. millionen jogger, oft oben ohne toben in allen richtungen an mir vorbei und schwitzen wie die schweine. es geht gegen high noon, wohl die schlechteste zeit zum rennen, aber wo sind wir? über die brücke auf back bay zu. die riverside hinauf richtung longfellow bridge. es werden immer mehr jogger, radfahrer und das einzige element mit gebremster geschwindigkeit bin ich. genießend, die atmosphäre bereits so aufsaugend als wären es die letzten bilder des aufenthaltes. am fluss gibt es eine hözerne liegefläche, auf der einige damen sich bräunen. meine entscheidungen sind kurzfristig und diese pause erscheint mir verlockend. die füße im warmen charles river chille ich ungestört und entschlummere kurz. später bemerke ich mit schrecken, dass ich mal wieder meinen schlüssel vergessen habe. das wird uns gegen 7 p.m. bitter aufstoßen.
erste wolken türmen sich aus dem hitzigen dampf auf und ich trinke bei der konzertmuschel einen orangensaft, obwohl mich der verkäufer „my friend“ genannt hat. neben mir fällt ein radfahrer von seinem weissen plastiksessel, während rechts die autobahn tobt. immer wieder jaulen sirenen, doch ich sitze im park und hab die ruhe weg wie selten. ein segelboot ist gekentert und wird aufgerichtet. anstatt eine library zu besuchen, entscheide ich mich, zu fuß weiterzugehen bis zum quincy market, wo wir uns wie geplant auch treffen. und kaum sitzen wir, als der erste regen aufs glasdach trommelt und ein frisches lüftchen leichte kühlung in den fressdom weht.
nach einer kleinen stärkung folgen wir unserem kompass durch eine tropisch feuchte dunstwolke nach chinatown. auf dem rückweg, wieder mal 10 meter von der u-bahn entfernt überrascht uns wieder mal eine sintflut. jutta hatte sich einen gürtel gekauft, der nun liebevoll ihre neue hose umschlingt, während ich im army- und navyladen csi-shirts und anderes martialisches gerät bestaune.
währenddessen hat sich die straße in einen fluss verwandelt und die menschheit teilt sich nur noch in 2 gruppen:
die sich unterstellen und warten und die, die völlig unbeeindruckt durch den regen gehen. den regen begleitet ein heftiges gewitter, dessen donnerschläge durch die häuserschluchten rollen.
am ende stehen wir vor unserer unterkunft (wir erinnern uns ungern an den vergessenen schlüssel) und warten auf richard, der im park seine runde dreht. wir wetten, wann er wohl eintrifft, während ein neues unwetter über uns hereinbricht.
unter dem schmalen vordach drängen wir uns und mit 7.25 liege ich bestens, denn plözlich tritt aus dem wasservorhang von links: der mann aus dem park mit schirm und leuchtendem display (vom fotoapparat) und we are save!


22.7.

umzug zu monique spalding´s bed & breakfast

richard dreht uns seinen transportwagen an, ein überdimensionierter handkarren im format eines mondrovers.
schwitzend zerre ich unser gepäck die huron avenue hinunter, was die hausnummern betrifft, hinauf, was die steigung betrifft. jutta hilft richard, das haus zu putzen und hat spaß mit dem zentralen vacuum cleaner, der allen dreck aus den amerikanischen haushalten in eine zentrale sammelstelle befördert, die über kernfusion energie erzeugt, die wiederum dazu dient, marshmallows aufzublasen, aus denen die präsidenten der vereinigten staaten geformt werden.
franzi und ich finden endlich monique´s haus, das sich in einer zugewucherten kurve der gurney street versteckt, die sich selbst auf der google map versteckt. monique empfängt uns überaus freundlich. sie lässt sich eher nicki nennen, weil die meisten amerikaner „monique“ auf verschiedenste art verstümmeln. sie zeigt uns das haus, eines dieser schönen holzverkleideten, von denen jutta a l l e fotografiert hat. am wochenende steht vor den meisten ein auto.
monique´s haus ist irre. wände voller bücher um gemütliche dicke sitzgelegenheiten und etliche reproduktionen europäischer impressionisten verraten jedem, der das will, eine menge über den besitzer. hier residiert kultur.
unsere zimmer, franzi hat erstmal ihr eigenes, sind gemütlich und versetzen uns in die nahe vergangenheit mit zahlreichen antiquarischen möbelstücken. monique bedauert, dass ihre klimaanlage eben verstorben ist, aber das stört uns wenig, weil es inzwischen deutlich abgekühlt hat und weil die fenster weit zu öffnen sind. sofort reissen wir alles auf und atmen tief ein, d.h. wir kurbeln, denn so wurde hier das problem gelöst, dass zwischen uns und dem fenster fliegengitter montiert sind. das haus ist außerdem geradezu eingewaldet mit herrlichen großen, alten bäumen, ein tiefgrüner rausch, der uns herrlich anduftet. der ventilator läuft, falls nötig, mit ein wenig händischer starthilfe munter klappernd an. das tv-gerät ist klein, mein herz ist rein und die programme sind liebevoll handschriftlich unter plastikfolie beigelegt. die zimmerantenne, eine frühform der sat-schüssel wird uns später einen empfang bescheren, wie wir ihn aus der raumfahrt gewohnt sind mit wandernden schatten und spontanen farbeinbrüchen.
wir bringen den wagen zurück und freuen uns, wieder einmal gut untergebracht zu sein. wir essen in einem jamaikanischen restaurant zu Mittag, das nur etwa hundert meter vom haus entfernt ist und dessen küche etwa siebenmal größer ist als der gastraum. der hausherr und chefkoch begrüßt uns wie freunde mit handschlag und setzt sich auf einen kinderhocker neben unserem tisch, um uns die speisekarte zu erläutern. neben uns isst der einzige andere kunde gerade jerk chicken, was soviel wie blödes huhn heißt und ist begeistert. wir wählen daraufhin auch 2 mal blödes huhn und einmal curryziege. warum ist die eigentlich nicht blöde? vielleicht haben die ziegen in jamaika irre was auf dem kasten.
zu trinken gibt es selbstgebrautes ginger-ale, dessen schärfe uns einen blassen vorgeschmack auf das folgende vermittelt. mit vorstehenden augen nicken wir uns anerkennend zu und picken vorsichtig in kulinarischem neuland herum und verkokeln unseren rachenraum. das essen ist großartig aber schärfer als die messer.
in unserem neuen quartier verschlafen wir ein paar kräftige regenschauer, die herrlich in den umgebenden dschungel hineinprasseln und entscheiden uns für einen ausflug nach harvard square mit dem 72er bus. franzi möchte noch zur law school und schließlich haben wir bisher nur die wohnquartiere besucht. wir arbeiten uns ohne plan voran, ehrfürchtig jedes gebäude betrachtend und finden nach etlichen irrwegen zur law school. franzi meint, fast ein wenig enttäuscht: man fühlt da keine besondere aura. eigentlich sind es doch nur häuser.
ich denke zuerst, die muss doch da sein, du musst nur die fühler ausstrecken, aber eigentlich bedeutet das, dass man auch nicht vor ehrfurcht vergehen muss. es ist packbar, wenn man will und natürlich die voraussetzungen erfüllt.
die erkenntnis ist uns ein eis wert, das wir aber auch so gegessen hätten.
mit der dekadenten entscheidung, chips und bier zu einzukaufen und im zimmer zu verdrücken. machen wir uns auf den rückweg mittels transferticket.
auch eine gute sache: man stopft einen schmalgefalteten buck in einen schlitz am automaten des busfahrers und bittet um ein transfer-ticket. der fahrer müsste nun einiges auf dem ticket ankreuzeln, das die weiterverwendung etwas einschränken würde. das macht er meistens nicht, weil er ja cool ist und dann kann man dieses ticket sogar als hin- und rückfahrtticket mit der gleichen linie benutzen.
wir schauen fernsehen: der pilotfilm zu miami vice. minutenlang motorhaube des durch die nacht fahrenden autos, viel chrom, die radkappen, der mittelstreifen, strassenlaternen gespiegelt in der motorhaube und es passiert nichts bis phil collins zu ende gesungen hat. irgendwas mit „in the air“.
wir essen nachos und chips auf, trinken limo und bier und verzweifeln an der frequenz der werbeblöcke. unmöglich, im film drinzubleiben. aber nicht lang genug, um was vernünftiges dazwischen machen zu können.

1 comment:

Salsa said...

visit us and listen jazz a lot.
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